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„Stolpersteine“ am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium Heilbronn

Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das im Jahr 1992 begann. Mit im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die quadratischen Messingtafeln mit abgerundeten Ecken und Kanten sind mit von Hand eingeschlagenen Lettern beschriftet und werden meist vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer in das Pflaster des Gehwegs eingelassen.
Stolpersteine wurden nicht nur in Deutschland, sondern auch in 23 weiteren europäischen Ländern verlegt. Die Stolpersteine sind das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Lokale Initiativen recherchieren die biografischen Informationen, die als Grundlage für die Inschrift der Stolpersteine dienen. 
In Heilbronn gibt es unter Leitung des Stadtarchivs Heilbronn eine Stolpersteininitiative, die jedem offen steht, meist tragen Lehrerinnen und Lehrer das Projekt in ihre Schulklassen, sodass interessierte Schülerinnen und Schüler die Recherchearbeit, Dokumentation, Abfassung der Inschriften sowie die Gestaltung der jeweiligen Verlegezeremonie übernehmen. Monatlich gibt es einen „Runden Tisch“, auf dem etwaige Probleme angesprochen werden und ein Austausch über die Fortschritte der Recherchen stattfindet. 
Im Schuljahr 2023/24 beteiligten sich Princess Aroh, Helene Benkert, Greta Dietsche, Lia Chaunté Francolino, Luisa Sichau und Melek Turhan aus dem zweistündigen Geschichte-Kurs Kl. 11 (Herr Breitschwerdt) am Stolpersteinprojekt und recherchierten drei Biografien: Lina Bär, Suse Rosenfeld und Berta Rosenfeld. Lina Bär führte nach dem Tod ihres Mannes Isidor im Jahr 1926 die Alteisenhandlung in der Dammstraße 26 und nahm auch ihre beiden Nichten Berta Rosenfeld und Suse Schwarzwälder bei sich auf. So versorgte sie zusätzlich zu ihrer eigenen Tochter drei Kinder. Lina Bärs Tochter, die ebenfalls Suse hieß, konnte 1937 in die USA fliehen. Die Nichte Suse Schwarzwälder gelangte 1939 mit einem Kindertransport nach England, sie starb 2019. Lina Bär und ihre Nichte Berta Rosenfeld wurden 1941 in das KZ Jungfernhof bei Riga deportiert und dort wohl im selben Jahr ermordet. Lina wurde 52 Jahre alt, Berta wurde 12 Jahre alt.
Die Stolpersteine für die drei Frauen der Familie wurden am 17. Mai 2024 in der Dammstr. 26 vom Künstler Gunter Demnig persönlich verlegt. Anwesend waren weitere Mitglieder der Heilbronner Stolpersteininitiative und interessierte Bürgerinnen und Bürger. Außerdem wurden die Biografien durch die sechs Schülerinnen vorgetragen. Die überaus würdige Verlegung wurde mit dem Verlesen des aufwühlenden Textes „Mutter und Tochter“ von Elie Wiesel beschlossen, einem einfühlsamen Zeichen von gelebter Erinnerungskultur: 
„Wohin gehen wir? Weißt du es?“ – „Ich weiß es nicht, meine kleine Tochter.“ […] „Sag mir die Wahrheit.“ – „Ja sie werden uns wehtun.“ – „Aber sie werden uns nicht trennen?“ – „Wir werden nicht mehr getrennt werden.“ – „Dann drück meinen Arm sehr fest. Noch fester.“ 
Die bisher in Heilbronn verlegten Stolpersteine sind auf der Homepage der Heilbronner Stolpersteininitiative zu sehen.
Jens Breitschwerdt

Stolpersteine 2024 – aus Sicht einer Schülerin

Wenn mich jetzt jemand fragen würde, ob ich nochmals bei der Heilbronner Stolpersteinaktion dabei wäre, würde ich das auf jeden Fall bejahen. Jedoch bin ich mir nicht sicher, ob ich während der Aktion auch immer so geantwortet hätte. Anfangs war für mich die Aktion geprägt von Nervosität, wegen der Treffen und der Unwissenheit, was einen wohl erwartet. Als sich das dann gelegt hatte, kamen die ersten Schwierigkeiten bei der Recherche und das Gefühl nicht weiterzukommen und zu wenig über die Person herauszufinden.
Nachdem dieser Schritt auch bewältigt war und man endlich eine selbst erarbeitete fertige Biographie in den Händen hielt, kam die Ideenlosigkeit bezüglich der Verlegungszeremonie und die Zweifel, ob der ausgewählte Text wohl der richtige ist oder ob doch das Gedicht, das man gestern gefunden hatte besser wäre. Und dieser ganze Prozess war auch noch verbunden, mit mal größerem und mal geringerem Zeitaufwand neben dem Schulstress. Also nein, ich weiß nicht, ob ich die Frage vom Anfang in jeder Phase dieser Aktion bejaht hätte. Aber jetzt wäre meine Antwort ja. Denn jetzt ist mir klar, dass einige Schwierigkeiten bei solchen Prozessen normal und überwindbar sind. Die Aktion für mich auch mit viel Positivem verbunden, was mir zwischenzeitlich gar nicht so bewusst war. Zum einen die Tatsache neue Erfahrungen zu machen und neue Personen kennenzulernen. Dann noch die Tatsache selbstständig eine richtige Recherche zu einer historischen Person durchgeführt zu haben und zum anderen das konkrete Erleben von Geschichte. Im Schulunterricht lernt man meist nur, was zu welcher Zeit passierte und erfährt Dinge über die allgemeine Lebenssituation und Schicksale, aber ein richtig konkretes Schicksal mit einem greifbaren Gesicht da hinter lernt man fast nie kennen.
Diese Aktion hat für mich die Geschichte rund um den Nationalsozialismus wesentlich konkreter und greifbarer gemacht, da ich nun mehrere persönliche Geschichten von Personen aus dieser Zeit kenne und auch teilweise weiß, wie deren Alltagsleben aussahen, sodass sie zu richtigen Personen wurden.
Wenn ich nun bei der Dammstraße vorbeilaufe, werde ich immer an Lina Bär denken, und wie sie dort mit ihrer Tochter und ihren beiden Nichten wohnte und eine Alteisenhandlung betrieb.
Luisa Sichau, J1